Die Veranstaltung in der gut besuchten Aula begann mit einer Begrüßung durch Schulleiter Guido Meyer, der die Verbindung Helmut Kohls zu Bonn hervorhob - 16 Jahre lang lenkte Helmut Kohl die politischen Geschicke der Bundesrepublik Deutschland vom Bonner Kanzleramt aus. Anschließend führte Benjamin Haase, Referent für Jugendbildung der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung, in die ereignisreiche deutsche Geschichte nach 1945 ein.
Im ersten Teil des Vortrags ging es zunächst um die Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes. 65 Personen, darunter vier Frauen, aus allen Parteien und Ländern nahmen am 1. September 1948 im Museum König in Bonn als Parlamentarischer Rat ihre Arbeit auf. Sie standen vor schwierigen Fragen: Sie hatten das Scheitern der Weimarer Republik und die Schrecken der nationalsozialistischen Diktatur erlebt. Der neue Staat sollte demokratisch sein und einen erneuten Übergang in eine Diktatur unmöglich machen.
In der Verfassung sollte stehen, wie der deutsche Staat seine Demokratie gestalten würde. Acht Monate lang stritten und debattierten die „Räte“. Um einige Formulierungen wurde besonders hart gerungen. „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – dieser Satz stünde heute nicht in unserer Verfassung, wenn nicht Elisabeth Selbert, Namenspatronin der Schule, 1948/49 im Parlamentarischen Rat hartnäckig dafür gekämpft hätte. Zweimal wurde ihr Antrag abgelehnt, erst unter dem Druck der von Selbert mobilisierten Öffentlichkeit wurde Artikel 3 des Grundgesetzes verabschiedet.
Um den provisorischen Charakter zu unterstreichen, nannte man diese Artikel nicht Verfassung, sondern Grundgesetz. Denn das politische Ziel war die Wiedervereinigung. Am 8. Mai 1949, genau vier Jahre nach der Kapitulation, war das Grundgesetz fertig. Nachdem die Alliierten es genehmigt hatten, stimmten die Länder darüber ab. Die Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 war die Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland. Am 7. Oktober 1949 folgte die Gründung der DDR auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone.
Im zweiten Teil der multimedialen Präsentation ging es um die Geschichte der geteilten Nation in den 1970er und 1980er Jahren und den Weg zur Deutschen Einheit, in der sich für Helmut Kohl die Präambel des Grundgesetzes von 1949 erfüllte: „in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden". Für Helmut Kohl waren der 23. Mai und der 9. November eng miteinander verbunden. Beide Daten symbolisierten für ihn in herausragender Weise den Weg Deutschlands von der erzwungenen Teilung bis zur Einheit in Frieden und Freiheit.