Für einen Tag ein ganz besonderer Blick auf Europa: Der EU-Projekttag lädt jedes Jahr deutschlandweit Schulen zur Auseinandersetzung mit der Europäischen Union ein. Auch in der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule in Bonn setzten sich Schülerinnen und Schüler in vielfältiger Form mit der EU auseinander. Die Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung war eingeladen, sich mit dem Multimediavortrag „Hand in Hand für Europa“ am EU-Projekttag der Jahrgangsstufen 11 und 12 zu beteiligen.
Die Veranstaltung in der gut besuchten Aula begann mit einer Begrüßung durch Ralf Wörmann, didaktischer Leiter der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule. Anschließend führte Benjamin Haase, Referent für Jugendbildung bei der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung, in die europäische Geschichte nach 1945 ein. Mit vielen historischen Aufnahmen und kurzen Videoclips bekamen die Schülerinnen und Schüler einen Überblick der wichtigsten Etappen der europäischen Einigung.
Wie sind die Europäische Union bzw. ihre Vorläufer entstanden? Was waren die Motive für die Gründung? In welchen Etappen verlief die europäische Integration in den folgenden Jahrzehnten? Im Vortrag wurde herausgearbeitet, dass die Anfänge der europäischen Einigung mit dem Wunsch nach Frieden und wirtschaftlicher Zusammenarbeit nach zwei zerstörerischen Weltkriegen verbunden waren. Auch Helmut Kohl, Jahrgang 1930, war geprägt vom Schrecken des Zweiten Weltkriegs – sein vier Jahre älterer Bruder Walter kam bei einem Tieffliegerangriff ums Leben – und zog daraus Lehren für sein Denken und Handeln.
Als der französische Präsident Charles de Gaulle und der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer 1963 in Paris den Élysée-Vertrag unterzeichneten, besiegelte dieses Abkommen das Ende einer langen „Erbfeindschaft“ der beiden Länder. Vor allem in den 1980er Jahren wurden Deutschland und Frankreich zum Motor der europäischen Einigung. Der Fall der Berliner Mauer und die Aussicht auf die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten stellte das enge Verhältnis der Nachbarländer auf eine harte Probe. Frankreich befürchtete ein wiedervereinigtes und erstarktes Deutschland würde das Kräfteverhältnis in der Mitte Europas zu Ungunsten Frankreichs verändern. Doch Helmut Kohl konnte Vorbehalte gegenüber einer deutschen Wiedervereinigung abbauen, indem er mit Francois Mitterrand verabredete, die Europäische Gemeinschaft zu einer politischen Union auszubauen. „Deutsche Einheit und europäische Einigung sind zwei Seiten derselben Medaille.“ Diesen Satz hat Helmut Kohl in fast jeder Rede untergebracht.
So führte das Ende der Ost-West-Konfrontation und die damit ermöglichte Wiedervereinigung Deutschlands zu weiteren Integrationsschritten: 1992 wurde der Vertrag von Maastricht zur Gründung der Europäischen Union (EU) unterzeichnet, Höhepunkt der Europapolitik Helmut Kohls. 1998, noch vor dem Ende seiner Kanzlerschaft, einigten sich die EU-Regierungschefs auf die Einführung des Euro. Für Helmut Kohl ein historisch notwendiger Schritt der Einigung und Investition in ein friedliches Europa.
Durch die dialogische Gestaltung des Programms konnten die Jugendlichen an vielen Stellen ihr Wissen einbringen. Als Fazit nahmen die Schülerinnen und Schüler mit, welche Auswirkungen die europäische Einigung auf ihren Alltag hat und welche Chancen sie ihnen bietet. Neben den Errungenschaften der EU kamen auch die Krisen der vergangenen Jahre zur Sprache, die die Staatengemeinschaft heute herausfordern. So kamen die Jugendlichen von der Geschichte der Entstehung über die aktuellen Strukturen hin zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der EU.
In der Europa-Woche ist die Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung bundesweit in Schulen unterwegs, um mit jungen Menschen über wichtige Fragen zur Europäischen Union ins Gespräch zu kommen. Als überparteilicher Lernort für deutsche und europäische Geschichte empfängt die Stiftung auch Schulklassen und Studierende in ihren Räumlichkeiten in Berlin. Mehr Informationen zu den Bildungsangeboten finden Sie hier.