Am 18. März 1990 konnten die Menschen in der DDR die Abgeordneten der Volkskammer zum ersten Mal in freien und geheimen Wahlen bestimmen – damit war eine zentrale Forderung der Friedlichen Revolution erreicht und die Überwindung der SED-Diktatur durch die Bürgerinnen und Bürger der DDR hatte begonnen.
19 Parteien und fünf Listenverbindungen standen zur Wahl. Im Laufe der Friedlichen Revolution hatte sich das Parteiensystem in der DDR radikal verändert. Die bestehenden Parteien hatten ihr Führungspersonal ausgetauscht und ihre Programme geändert. Die SED verlor ihre Dominanz als führende Staatspartei und benannte sich in Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) um. Die bisherigen Blockparteien – darunter auch die Ost-CDU und die LDPD (Liberal Demokratische Partei Deutschlands) – lösten sich aus der Vormundschaft der SED. Zahlreiche neue Parteien entstanden aus der Bürgerrechts- und Oppositionsbewegung.
Am 4. Februar 1990 hatte sich im Beisein von Bundeskanzler Kohl die Allianz für Deutschland zusammengefunden – ein Bündnis von CDU, dem Demokratischen Aufbruch und der Deutschen Sozialen Union. Die aus der Oppositionsbewegung stammende Sozialdemokratische Partei der DDR kandidierte als Einzelliste. Die LDPD ging mit der neu gegründeten Deutschen Forumpartei und der Freien Demokratischen Partei eine Listenverbindung als Bund Freier Demokraten ein. Aus den Reihen der Bürgerrechtsbewegung hatten sich die Initiative für Frieden und Menschenrechte, das Neue Forum sowie Demokratie Jetzt zum Bündnis 90 zusammenschlossen.
Die Wahlbeteiligung am 18. März betrug 93,4 %. Auf die Allianz für Deutschland entfielen 48 % der Stimmen, auf die SPD 22 %, die PDS erzielte 16 %, der Bund Freier Demokraten fünf und das Bündnis 90 drei Prozent. Die letzte und einzige frei gewählte Volkskammer ebnete den Weg zur Deutschen Einheit.
Am 23. August 1990 beschlossen 363 von 400 Volkskammerabgeordneten mit 294 Jastimmen, 62 Neinstimmen und sieben Enthaltungen den Beitritt der neuzugründenden Länder zur Bundesrepublik – und damit das Ende der DDR.
Bilder Wahlkundgebung der Allianz für Deutschland mit bundesdeutschen Fahnen anlässlich der ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR am 18. März 1990.
Quelle: Bundesregierung Klaus Lehnartz 6.3.1990