Wie beendet man nach 50 gemeinsamen Jahren eine Beziehung in Würde? Vor dieser Frage stand der Deutsche Bundestag, als er am 1. Juli 1999 zum letzten Mal in Bonn zusammentrat.
Am 3. November 1949 hatte sich die Stadt am Rhein in einer Abstimmung des ersten Deutschen Bundestages mit 200 zu 176 Stimmen gegen Frankfurt am Main als Regierungssitz durchgesetzt. Sehr zur Freude des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der nun seine geliebten Rosen nicht von Röndorf bei Bonn nach Frankfurt verpflanzen musste. Adenauer hatte zuvor auf die CDU-Abgeordneten eingewirkt, für Bonn zu stimmen, wohl auch, weil die SPD Frankfurt favorisierte und einen Abstimmungssieg angeblich parteipolitisch feiern wollte.
Fast 42 Jahre später stand erneut eine Abstimmung über den Sitz der Bundesregierung an. Am 20. Juni 1991 debattierte der 12. Deutsche Bundestag zwölf Stunden lang über das Ob und Wie eines Regierungsumzugs. Die Sitzung gilt als eine der Sternstunden des deutschen Parlamentarismus.
In der Debatte unter dem programmatischen Titel „50 Jahre Demokratie - Dank an Bonn“ am 1. Juli 1999 sprach Helmut Kohl als erster Redner nach Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Es war zugleich die letzte Rede des Altkanzlers im Bundestag.
Eine seiner zentralen Botschaften hat in den vergangenen 25 Jahren (leider) nichts an Aktualität verloren.
“Bewahren wir uns den Geist demokratischer Gemeinsamkeit! Dies bedeutet ein klares Ja zur leidenschaftlichen Debatte über den richtigen Weg für unser Land – und ein ebenso klares Nein zum barbarischen Freund-Feind-Denken. Demokratische Gemeinsamkeit verlangt die entschiedene Absage an jegliche Zusammenarbeit mit Radikalen von rechts und links. Zugleich fordert sie uns auf, die Wähler solcher Gruppierungen, insbesondere wenn es sich um junge Leute handelt, für die demokratischen Parteien zurückzugwinnen.”