„Noch nie, seit unser Land geteilt, noch nie, seit unser Grundgesetz geschrieben wurde, sind wir unserem Ziel, der Einheit aller Deutschen in Freiheit, so nahe gekommen wie heute. Am vergangenen Samstag wurden in Moskau in den Gesprächen mit Generalsekretär Gorbatschow die Weichen gestellt. Das Ergebnis dieser entscheidenden Begegnung lautet“, berichtete Bundeskanzler Helmut Kohl dem Deutschen Bundestag, „Generalsekretär Gorbatschow stellte fest, dass es jetzt zwischen der UdSSR, der Bundesrepublik Deutschland und der DDR keine Meinungsverschiedenheiten darüber gibt, dass die Deutschen selbst die Frage der Einheit der deutschen Nation lösen und selbst ihre Wahl treffen müssen, in welchen staatlichen Formen, in welchen Fristen, mit welchem Tempo und unter welchen Bedingungen sie diese Einheit verwirklichen werden."
Kohl dankte Generalsekretär Michail Gorbatschow, der zusammen mit der tiefgreifenden Umgestaltung seines Landes auch die sowjetische Außenpolitik in eine neue Richtung lenkte und neue Dynamik und neues Denken vorgab. Vertrauen nahm die Stelle von Konfrontation ein und Gorbatschow erkannte an, dass eine Neutralität des vereinigten Deutschlands keine Option war.
Das persönliche Vertrauensverhältnis zwischen Kohl und Gorbatschow zeigte sich auch auf anderem Gebiet. Im Deutschen Bundestag erklärte der Bundeskanzler: „Jeder weiß, dass Reformen auch schwierige Übergangsphasen kennen. Deshalb habe ich Generalsekretär Gorbatschow angeboten, ihn im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.“ In seinem Buch „Ich wollte Deutschlands Einheit“ führte Kohl dazu aus: „Unverzüglich lief eine gewaltige Hilfsaktion an, ohne viel Aufhebens davon zu machen. Mit 220 Millionen D-Mark liefert die Bundesrepublik von Mitte Februar an 52.000 Tonnen Rindfleischkonserven, 50.0000 Tonnen Schweinefleisch, 20.000 Tonnen Butter, 15.000 Tonnen Milchpulver und 5.000 Tonnen Käse in die Sowjetunion. Hinzukommen Unmengen von Schuhen, Damen- und Herrenkonfektion und sonstige Gebrauchsgüter.“