Eine Ausreisebewegung setzte ein, die die Lage im Sommer und Herbst 1989 zuspitzte. Die ungarische Regierung öffnete ihre Grenze zu Österreich, zudem suchten DDR-Bürger Zuflucht in der bundesdeutschen Botschaft in Prag. Nach zähen Verhandlungen stimmte die DDR-Führung der Ausreise der Botschaftsflüchtlinge zu.
Parallel weiteten sich die Proteste in der DDR zu Massendemonstrationen aus. Zum Zentrum des Widerstandes entwickelte sich die Stadt Leipzig mit den regelmäßigen Montagsdemonstrationen. Auf deren Höhepunkt beteiligten sich im Oktober 1989 70.000 Menschen. Am 4. November verdeutlichte die große Demonstration in Ost-Berlin, dass die Machthaber ihren Kredit verspielt hatten.
Ein Missverständnis innerhalb der DDR-Führung ermöglichte am 9. November 1989 die Öffnung der Berliner Mauer.
Gegen 22 Uhr wurden die Tore unter dem Druck der Menschenmassen vollständig geöffnet, und die Bevölkerung strömt in den Westteil der Stadt. Dort kam es zu unbeschreiblichen Szenen, die so Kohl, eines nachdrücklich bestätigten: „Die Deutschen fühlten sich trotz vierzigjähriger Teilung nach wie vor als ein Volk
Bundeskanzler Helmut Kohl brach seinen Staatsbesuch in Polen ab, um am 10. November vor dem Schöneberger Rathaus zu den Menschen in Ost und West zu sprechen. Als Kohl dort als letzter Redner spricht, wird er von linken Antifa-Aktivisten regelrecht niedergeschrien. Unbeirrt redet er gegen das Pfeifen und Grölen an: „Wir alle haben für diesen Tag gearbeitet. Wir haben ihn herbeigesehnt. Wir sehen die Bilder vom Brandenburger Tor, wo in diesen Stunden Menschen aus der DDR zu uns kommen können … ohne Kontrolle, ohne staatliche Gewalt, ihrem freien Willen entsprechend.“
Die meisten, die mit Trillerpfeifen den Kanzler übertönen möchten, können mit diesen Worten nichts anfangen. Kohl aber weiß: Unsere Landsleute sind dabei, sich diese Freiheiten selbst zu erkämpfen und sie haben dabei unsere volle Unterstützung.“ Zum Schluss wendet sich der Kanzler an die Landsleute in der DDR: „Ihr steht nicht allein, wir stehen an eurer Seite. Wir sind und bleiben eine Nation, und wir gehören zusammen … miteinander die Zukunft gestalten, jetzt zusammenstehen und gemeinsam die Hilfe gewähren denen, die Hilfe brauchen. Es geht um Deutschland, es geht um Einigkeit und Recht und Freiheit.“
zitiert nach Helmut Kohl: Ich wollte Deutschlands Einheit, Berlin 1996
Nach Öffnung der Berliner Mauer war es der Wiedervereinigungspolitik Helmut Kohls zu verdanken, dass der Weg zur Deutschen Einheit zügig beschritten und am 3. Oktober 1990 vollendet werden konnte.