Vor 30 Jahren: Der Bundestag debattiert über die Verhüllung des Reichstagsgebäudes

Bis zur abschließenden Bundestagsdebatte blieb unklar, ob das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude das Reichstagsgebäude für zwei Wochen verhüllen darf.

Christo und Jeanne-Claudes Vorhaben polarisierte quer durch die Fraktionen. Bundeskanzler Helmut Kohl zählte zu den Gegnern der Aktion, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth zu den frühen Befürwortern. Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble war war der Meinung, die Verhüllung sei der historischen Würde des Ortes nicht angemessen. Die Befürworter plädierten für einen selbstbewussteren Umgang mit der Geschichte. Ein "Moment der Entspanntheit, des heiteren Umgangs mit etwas", würde den Deutschen sehr guttun, so der SPD-Abgeordnete Freimut Duve.

Die Befürworter setzen sich mit 292 zu 223 Stimmen durch. Die Verhüllung im Sommer 1995 wurde dann zu einem spektakulären Erfolg. Statt der erwarteten 500.000 kamen rund 5 Millionen Besucherinnen und Besucher. Als ein erstes Berliner "Sommermärchen" bezeichnete es Bundestagspräsident Norbert Lammert am 20. Jahrestag der Verhüllung 2015.