Damals wie heute lagen die Positionen der Gewerkschaften und der Deutschen Bahn weit auseinander.
9,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt forderten die ÖTV, die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG), die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) und die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL), 4,8 Prozent boten die Arbeitgeber. Im Durchschnitt ging es um 20 bis 30 Mark mehr im Monat.
Rund 400.000 Beamte, Post- und Bahnangestellte legten die Arbeit nieder. Der Zeitpunkt war ungünstig. Die öffentlichen Kassen waren kurz nach der Wiedervereinigung leer.
Elf Tage Verkehrschaos, stehende Züge im Nah- und Fernverkehr. Im Ausland wurde der Streik teils belächelt, teils bewundert. Wenn die Deutschen streiken, dann tun sie es mit der gleichen Gründlichkeit, mit der sie alles tun, schrieben englische Zeitungen. Die Italiener konnten es kaum fassen, dass die Deutschen auf den damals immer pünktlichen ICE warten mussten.
Am Ende der gut eineinhalb Wochen standen 5,4 Prozent mehr Lohn und mehr Urlaubsgeld für die Bahnbeschäftigten. Die Bundesbahn machte Verluste. Dafür freuten sich die Fahrradhändler über eine gestiegene Nachfrage.