Europa als Publikumsmagnet

In der voll besetzten Dresdner Frauenkirche erklang am Abend des 7. März zur Einstimmung das „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentrier – besser bekannt als Eurovisions-Hymne.


Bei der Veranstaltung haben wir zahlreiche schriftliche Fragen aus dem Publikum erhalten. Leider konnten aus zeitlichen Gründen nicht alle direkt vor Ort beantwortet werden. Hier reichen wir die zugesagten Antworten nach. Vielen Dank für die Fragen und ein herzlicher Dank an die Antwortgeberinnen und -geber.


Damit war der Ton für den Abend gesetzt, bevor Volker Kauder, Kuratoriumsvorsitzender der Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung, die Veranstaltung mit einer Erinnerung an Helmut Kohls Vision eines geeinten Europas eröffnete. Kauder: „Helmut Kohl würde sagen, dass die Herausforderungen in der Welt so groß sind, dass wir ein starkes Europa brauchen.“

Schicksalswahl

Nach einem filmischen Rückblick auf Helmut Kohls Rede am 19. Dezember 1989 vor der damaligen Ruine der Frauenkirche, erinnerte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Norbert Lammert, daran, dass Kohl die europäische Einigung stets als großes Friedensprojekt verstanden habe. Angesichts der aktuellen Konflikte in Europa sei die Bedeutung dieser Herausforderung nicht geringer geworden. Norbert Lammert bezeichnete daher die bevorstehende Europawahl als „Schicksalswahl“ und zugleich als Chance, die europäische Idee mit neuem Leben zu erfüllen. Die klügste Antwort auf den Souveränitätsverlust der europäischen Nationalstaaten, so Lammert, lasse sich in einem Wort zusammenfassen: Europa!

 

Ohne Europa würden wir alle heute nicht hier sitzen.

Die Gäste hatten bis zu diesem Zeitpunkt nicht nur zugehört, sondern zahlreiche Wünsche und Fragen formuliert. Diese Publikumsimpulse und eine Videobotschaft mit Erwartungen von Dresdner Schülerinnen und Schülern an das nächste EU-Parlament, leiteten die anschließende Podiumsdiskussion ein. In dieser hob die ehemalige Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen, Christine Lieberknecht, die europäische Dimension der friedlichen Revolution von 1989 hervor: „Ohne Europa würden wir alle heute nicht hier sitzen. Die friedliche Revolution war eine europäische Bewegung. Auf die Frage, was sie von der Absenkung des Wahlalters bei Europawahlen auf 16 Jahre halte, antwortete Lieberknecht: „Ich habe Enkel in dem Alter. Denen traue ich das zu.“

Perestroika-Moment

Sergey Lagodinsky, Mitglied des Europäischen Parlaments, betonte, dass die EU strategie- und handlungsfähig werden müsse, um in einer sich verändernden Welt bestehen zu können. Er verglich die aktuelle Situation mit einem "Perestroika-Moment" und forderte, dass Europa sowohl verteidigungsfähig als auch friedensstiftend sein müsse.

Wir sind ein weltoffenes Land

Oliver Schenk, Kandidat der sächsischen CDU für das Europäische Parlament, unterstrich die Bedeutung Sachsens als Bindeglied zwischen Ost- und Westeuropa und betonte den Regionen käme eine besondere Rolle zu. Sie stiften Identität und sorgen für Vielfalt. Um attraktiv für Fachkräfte zu sein „müssen wir deutlich machen, dass wir ein weltoffenes Land sind“, so Schenk.

Verankerung in Europa und der NATO

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer unterstrich die Bedeutung der EU für Sachsen und erinnerte daran, dass die Wiedervereinigung Deutschlands nur durch die Verankerung in Europa und der NATO möglich gewesen sei. Allerdings, so Kretschmer, hätte sich Helmut Kohl nicht neben einen Panzer gestellt mit der Aussage, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden. Er rief dazu auf, am 9. Juni zur Europawahl zu gehen und betonte, dass es dabei auch um die Frage gehe, wem wir die Macht geben wollen, unsere Angelegenheiten und unsere Zukunft zu gestalten.